2014 Lionel Favre – Was ist der Plan?

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© 2014 Lionel Favre – 2. Stock

LIONEL FAVRE – „Was ist der Plan?“

Lionel Favre bearbeitet technische Zeichnungen und Architekturpläne. Er erklärt uns die Welt anhand seiner teils mit Buntstift, teils mit Tuschestift ausgeführten Zeichnungen, die er in die Pläne setzt. Inspiriert durch diese selbst, erzählt er uns Geschichten, wie die der Kunst, der Architektur, behandelt aber auch Themen wie Liebe oder Klischees, wie das des Mann- bzw. Frauseins etc. Seine Zeichnungen besitzen Fantasie und Humor und reflektieren beispielweise auch Pop Art à la Lichtenstein. Favres Arbeiten sind stets von intensiven Recherchen begleitet, seine Erkenntnisse setzt er minutiös um. Der Künstler befolgt dabei die drei klassischen Regeln der Rhetorik: docere, movere, delectare – er lehrt, er bewegt und er erfreut.
Die Pläne, die Favre für seine Arbeiten verwendet, sind vorwiegend älteren Datums, handgezeichnet, oft bereits gelbbräunlich vergilbt. Jedes Blatt hat seinen eigenen Charme. Favre arbeitet mitunter auch auf modernen Computerausdrucken, je nachdem, was er eben gerade so in die Finger bekommt. Der Plan eines Hauses oder einer Maschine kann dabei einen Blick in die Vergangenheit, die Gegenwart und in seltenen Fällen sogar einen kurzen Blick in die Zukunft ermöglichen. „In den meisten Fällen jedoch, wenn ich einen Plan bekomme, …“, so Favre, „ist dieser schon veraltet, weil er eben schon von einer anderen Technologie, einer anderen Version eingeholt wurde. Das bedeutet für mich, dass diese Pläne immer auch die Vergänglichkeit des Menschen repräsentieren.“
Der Zukunft, der Utopie gilt Favres besonderes Interesse. Immer schon prophezeiten KünstlerInnen und SchriftstellerInnen – man denke nur an Leonardo da Vinci, Jules Verne oder George Orwell –, geleitet von ihrer Neugierde und ihrem Interesse für Naturwissenschaft und Philosophie, Zukunftsszenarien.
„Betrachtet man z. B. das Bauhaus, so sieht man, dass es hier das Konzept war, Architekten und Künstler zusammen zu führen, weil der Architekt bzw. der Ingenieur die Lösung für Probleme von heute findet und der Künstler für morgen. Gemeinsam sollten diese nun eine konkrete Vorstellung von Harmonie und Schönheit – eine neue Ästhetik erfinden.“ (Zitat Favre)
Der Ausstellungstitel „Was ist der Plan?“ bezieht sich daher einerseits auf das Material, welches Favre für seine Kunst verwendet, andererseits ist er auch im Sinne von „Was passiert als nächstes?“ zu verstehen. Diese Frage ist natürlich vor allem für junge KünstlerInnen nicht unerheblich. Um ihre Künstlerkarrieren voran zu treiben, müssen sie heutzutage vor allem eines sein, nämlich flexibel, andererseits jedoch stets abwägen, welche Möglichkeiten sie wahrnehmen sollten und welche eher nicht, um ihr künstlerisches Vorankommen nicht zu gefährden.

Text: Lucas Cuturi

In der Ausstellung sind sowohl die für Lionel Favre so typischen, zeichnerisch bearbeiteten Originalpläne zu sehen, als auch eine raumgreifende Installation, welche sich mit „Zeit“ und „Vergänglichkeit“ beschäftigt.

Vernissage am 11. Juni ab 18:00 Uhr

Ausstellungsdauer: 12. Juni – 22. August 2014

Austellungsort: Projektraum Lucas Cuturi, Neustiftgasse 107/5, 1070 Wien.

Besichtigung möglich nach persönlicher Vereinbarung unter: [email protected]

www.lionelfavre.ch