Andreas Fischbacher und Tobias Gossow
Das verbindende Element der beiden Künstler ist der jeweilige Ausgangspunkt einer fotografischen Vorlage für ihre Malerei. Während sich Fischbacher vorwiegend alter S/W Fotografien aus dem Zeitraum um den zweiten Weltkrieg bedient, verwendet Gossow sowohl eigene Fotos als auch Bilder aus diversen Zeitschriften.
Kuratiert von Lucas Cuturi
Tobias Gossow verwendet bei seiner, wie er sie nennt „duochromen“ Acryl-Malerei stets nur zwei Farben. Eine Farbe für die Grundierung der Leinwand und eine Farbe für die sauber und übersichtlich gezeichneten Linien, die er mit Hilfe chinesischer Essstäbchen aufträgt. Dabei entsteht eine Art Relief, welches dem Bild Tiefe verleiht.
Die Themen, die er in seinen Arbeiten umsetzt beschäftigen sich mit dem unmittelbaren großstädtischen Lebensraum. Er befasst sich sowohl mit der Architektur als auch mit seinen jungen BewohnerInnen. Dabei zeigt er diese vorwiegend bei Freizeitaktivitäten wie beim BMX, oder beim Skateboarden. In seiner Eigenschaft als Cartoonist fasziniert es den Künstler, mit wenigen Linien komplexe Mimiken oder Räumlichkeiten zu erzeugen. Gossow treibt ein großes Bedürfnis an Klarheit und Übersichtlichkeit. Er schätzt die Ästhetik von sauber und übersichtlich gezeichneten Linien einer Gebrauchsgrafik, wie etwa, der einer Bauanleitung eines Ikea-Regals oder einer Landkarte. Gossow meint jedoch, dass die Befriedigung dieses Bedürfnisses zum Scheitern verurteilt sei, da es seiner Ansicht nach den Zustand totaler Übersicht und Klarheit nie geben wird.
Andreas Fischbacher arbeitet mit Öl, wobei er vorwiegend in Schwarz – Weiss. Für gezielte Effekte setzt er mitunter eine der drei Grundfarben, Rot, Gelb oder Blau ein, um eine gewünschte Stimmung zu erzielen bzw. zu verstärken.
Seine Darstellungen wirken teilweise leicht verschwommen. Ein optischer Effekt den Fischbacher jedoch bewusst einsetzt, um die BetrachterInnen zum genaueren Hinsehen zu animieren. So hat er z.B. die Uniformen, zweier Nazioffiziere, die gerade bei einer Lagebesprechung sind, dahingehend unkenntlich gemacht, dass es sich, bei der zu sehenden Situation auch um die Besprechung zweier Zivil-Ingenieure handeln könnte. Weiters geht aus der dargestellten Situation nicht hervor, wo genau sich dieser Raum befindet. Es könnte sich dabei sowohl um einen Raum in einem Prachtbau handeln, als auch um den Kommandoraum eines Bunkers, welcher durch den im Hintergrund angebrachten Vorhang, die Existenz eines Fensters vortäuschen soll. Fischbacher möchte mit seinen Bildern keinesfalls die Wahrheit verschleiern, sondern vielmehr den Umstand hervorheben, wie manipulativ Fotografie sein kann.
Text: Lucas Cuturi
Ausstellungszeitraum: Oktober 2010
Ausstellungsort: Baeckerstrasse4, 1010 Wien
Links: www.andreasfischbacher.net, www.baeckerstrasse4.at/de/menu31/kuenstler29/